Welch‘ große Bedeutung die Freiheit als umfassendes demokratisches Lebensgefühl hat, durfte ich erfahren, als ich nach dem Mauerfall partnerschaftlich bedingt einen tiefen Zug aus der verletzten ostdeutschen Seele nehmen durfte.
Ich habe aus dieser Zeit auch ein tiefes Verständnis für gebrochene Wege und die Verunsicherung aus dem Zerbrechen aller Wahrheiten. Gerade deshalb sehe ich aber die rückwärtsgewandte Demokratiemüdigkeit vieler Menschen im Osten unserer Republik sehr kritisch. Sie sollten wissen, dass aus einer autoritären und einem überhöhten Dogma (früher der real existierende Sozialismus, heute wieder mal der antielitaristische Nationalismus) folgenden Bewegung nie etwas Gutes erwächst. Nur Unfreiheit, Unterdrückung und Korruption. Ohne die Freiheit, zu reden, wie man will, das zu werden, was man will, dorthin zu gehen, wohin man will, ohne die Freiheit der Teilhabe am politischen Willensbildungsprozess, die Freiheit zu wählen und gewählt werden, ohne die innere Autonomie der Freiheit des Willens, ohne ein umfassendes demokratisches Lebensgefühl von Freiheit ist alles Nichts.
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